Stellungnahmen



Weltfrauentag oder auch Internationaler feministischer Kampftag 


08.03.2022
Der Weltfrauentag oder auch der internationale feministische Kampftag, dient als wichtige Erinnerung daran, dass Frauen weltweit immer noch mit Ungleichheit, Diskriminierung und Gewalt zu kämpfen haben.
Der Weltfrauentag ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer gerechteren und inklusiveren Welt. An diesem Tag soll auf die Bedürfnisse der Frauen und auf verschiedenste Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht werden.
 
Der Tag bietet eine Gelegenheit, diese Probleme zu thematisieren, Bewusstsein zu schaffen und die Öffentlichkeit auf die Notwendigkeit von Veränderungen hinzuweisen.
 
Zu betonen ist, dass es „Weltfrauentag“ heißt. Es geht also nicht nur um muslimische oder nicht-muslimische Frauen. Es geht nicht nur um die Belange der Frauen in Deutschland. 
Es geht um alle Frauen.
 
Unsere Emanzipation und Solidarisierung hat, wie vieles andere auch, immer religiöse, ideologische oder weltanschauliche Grenzen. 
 
Wir reden nicht genug über die Missstände, unter denen Frauen in angeblich islamischen Ländern stark leiden.   

Wir prangern nicht laut genug die patriarchalen Strukturen in unseren Herkunftsländern an.
 
Wir diskutieren in Moscheegemeinden wenig über die Frauenrechtslage in Saudi-Arabien, der Türkei oder Afganistan.
 
Wir haben Schwierigkeiten damit, laut auszusprechen, dass der Verschleierungszwang im Iran und Afghanistan nicht nur unmenschlich, sondern auch unislamisch ist.
 
Es sind aber nicht nur Missstände im Ausland oder in den sogenannten „islamischen“ Ländern, über die wir zu wenig sprechen.
 
Wir kritisieren auch wenig unseren eigenen Standpunkt, wenn es um Frauenrechte geht.
 
Wir üben wenig Selbstkritik an unserer Auffassung der Frauenrechte. 
Unsere Perspektive ist eine weiße, blonde und vor allem eurozentrische.
 
Alles was nicht in das Schema der „aufgeklärten, unverschleierten weißen Frau“ passt, wird als rückständig und unterdrückt betitelt. 
Das ist falsch.
 
Entscheidet sich eine Muslima als Hausfrau zuhause zu bleiben, wird sie von ihrem Mann und ihrer Religion dazu gezwungen, sie gilt als „unterdrückt“.
 
Entscheidet sich eine Muslima zu studieren oder einer Ausbildung nachzugehen und will dabei ein Kopftuch tragen, muss sie Diskriminierungen im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt ertragen. 
Aus „Neutralitätsgründen“ wird den meisten sogar ein Praktikum verwehrt. Jüngste Beispiele sind die Vorfälle in Herner Krankenhäuser.
 
Wir, die Frauen der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen, laden alle dazu ein, ihren eigenen Standpunkt und ihre Prioritäten zu hinterfragen und zu verstehen, dass jede Frau eine andere Vorstellung eines gleichberechtigten Lebens hat.
 
Das sollte nich nur am 8. März zum Weltfrauentag geschehen, sondern jeden Tag aufs Neue. Auch wenn es einem schwer fallen mag.
 
Alles Gute zum Weltfrauentag!




Koran Verbrennung


23.01.2023

Wir empören uns nicht!

„Den Koran öffentlich anzünden, dann auf wütende Proteste von Muslimen und das Eingreifen der Polizei warten.“, so hat die TAZ die Aktion des Rechtsextremen Paludan zusammengefasst.


Der rechtsextreme Provokateur Rasmus Paludan hielt eine knapp einstündige Tirade gegen den Islam und Migrant:innen, danach zündete er eine Ausgabe des Koran an, so die Berichterstattung.


Bücher zu verbrennen, die heilig sind, ist eine zutiefst respektlose Aktion. Und trotzdem empören wir uns nicht und laden alle Muslim:innen dazu ein, sich ebenfalls nicht zu empören.


Erst unsere Empörung macht das Geschäft von Paludan und Co. groß. Sein Geschäft ist die Verbreitung eines flammenden Hasses auf den Islam. Mit unverhältnismäßigen Protesten und Empörungen tun wir genau das, was der Rechtsextremist von uns will, nicht aber das, was Gott von uns verlangt: „Und die Diener des Erbarmers sind die, die demütig auf der Erde umhergehen und, wenn die Törichten sie anreden, sagen; «Frieden!»“


Bücherverbrennung hat unter Nazis und Rechtsextremen eine lange Tradition. Paludans geistige Vorväter hatten das bereits am

10. Mai 1933 gemacht. In zahlreichen deutschen Universitätsstädten karrten die Nazis Tausende Bücher zusammen und verbrannten sie auf öffentlichen Plätzen.


„Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“, prophezeite Heinrich Heine damals schon. Wie das endete wissen wir alle. Auschwitz, Mölln, Solingen und Bautzen sprechen eine eindeutige Sprache.


Was bei dieser Debatte wenig Beachtung findet ist die politischen Botschaft Paludans:„Die sollen nicht integriert werden, die sollen nicht assimiliert werden, die sollen raus.“

„Die“, sind alle „nicht westlichen Personen“, von denen er Schweden „reinigen“ will.

Der Grund: Es gebe „genetische Unterschiede“ zwischen den Menschen unterschiedlicher Kulturen. Deshalb werde es auch immer Konflikte geben. So etwas wie gelungene Integration oder ein friedliches Zusammenleben könne es nicht geben.


Das sind Thesen, die auch in Deutschland salonfähig geworden sind. „Ethnische Gruppen sind genetisch verschieden - und deshalb auch unterschiedlich intelligent.“ hatte mal ein Publizist geschrieben und viel Geld mit viel Schwachsinn gemacht.


Die Verbrennung des Koran empört uns nicht. Auch, dass Schweineblut auf das heilige Buch gegossen wird, empört uns nicht und macht uns keine Angst.


Uns macht Angst und empört uns, dass rechtspopulistisches Gedankengut den medialen und politischen Diskurs bestimmen.

Uns empört, wenn Kriminalität mit „Vornamen abfragen“ migrantisiert wird.

Uns empört, wenn Politiker von „kleinen Paschas“ reden.

Uns empört, wenn junge, gut ausgebildete Frauen mit Kopftuch in der Gesellschaft mehrfach diskriminiert werden.

Uns empört, wenn Alkohol trinken und Schweinefleisch essen als Maßstab für gelungene Integration gelten.

Uns empört, wenn Politiker von „Sozialtourismus” reden und geflüchtete Menschen diskreditieren.



Zum Gedenken an die Reichspogromnacht 1938


09.11.22

Vor mehr als 80 Jahren, in der Nacht vom 9. November auf den 10. November 1938, brannten Synagogen. Sie brannten im gesamten deutschen Reich.

Mit dem Novemberpogrom geht das NS-Regime von der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung zur systematischen Verfolgung über. Diese mündet im Holocaust.


Es geht nicht um Schuld, sondern um Verantwortung.


So sagt Georg Heller, einer der letzten Überlebenden des Holocaust: „Vergessen wir nicht, dass am Anfang des NS-Regimes nicht Auschwitz, sondern die Ausgrenzung von Menschen, die als störend, als schädlich betrachtet wurden, stand.“


Wir, die islamische Gemeinde, nehmen dies zum Anlass und erklären uns mit allen Menschen, die unterdrückt, verfolgt und diskriminiert werden und denen Unrecht getan wird, solidarisch.

Seien es die Frauen im Iran und alle anderen Demonstrierenden, die Flüchtlinge in Deutschland oder anders lebende, liebende und glaubende Menschen weltweit.


Um die Ereignisse der Reichspogromnacht nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, veranstalten wir unter anderem eine Lese-Aktion zum Thema „Holocaust“, indem wir Bücher an die Jugendlichen der Gemeinde verteilen und organisieren einen Ausflug zum Kamp Vught, in das ehemalige Konzentrationslager Herzogenbusch.


Das Buch kann auch an nteressent:innen aus der Bevölkerung kostenlos zugeschickt werden.


Außerdem wird Rabbinerin Esther Jonas-Märtin am 20.11.2022 ab 14 Uhr in den Räumlichkeiten unserer Gemeinde einen der zentralen Begriffe des Judentums, Rachamim, also Barmherzigkeit, aufgreifen und einen Vortrag halten.



Proteste in Iran


07.11.22

Sollen wir oder nicht?

Das war die Frage, die wir uns gestellt, aber auch von der Gesellschaft gestellt bekommen haben.

Sollen wir zu den Protesten im Iran Stellung beziehen oder nicht?

Obwohl wir das Thema bereits auf Social Media und anderweitig angesprochen haben, genügte es nicht.

So entschieden wir uns, noch ein letztes mal zum Thema „Kopftuchzwang“ zu schreiben.


Stellungnahme zu dem Tod von Jina Mahsa Amini und den Protesten im Iran


Jina Mahsa Amini, geboren am 20. September 1999 in Saqqez, gestorben am 16. September 2022 in Teheran, war eine iranische Frau kurdischer Abstammung, die durch ihren Tod während einer Inhaftierung weltweit bekannt wurde.

Sie wurde von der iranischen Sittenpolizei festgenommen, weil sie den Hidschāb in der Öffentlichkeit nicht korrekt getragen haben soll.


Die Proteste im Iran dauern bis heute an.

In vielen Ländern gehen tausende Menschen auf die Straße, um sich mit den Frauen im Iran solidarisch zu zeigen. Videos und Fotos von brennenden Kopftüchern und Haaren, die demonstrativ abgeschnitten werden, dominieren die Nachrichten.

Auch die Islamische Gemeinde Röhlinghausen hat sich solidarisch mit den protestierenden Frauen gezeigt.


Nun der religiöse bzw. islamische Standpunkt: Das Kopftuch ist keine islamische Erfindung. Schon Jesus Mutter Maria hatte Kopftuch getragen. Heute tragen immer noch Nonnen, aber auch ältere Frauen in christlich-ländlichen Gebieten ein Kopftuch.

Nach traditionell-islamischem Verständnis und nach herrschender Meinung und Untersuchungen der normativen Textquellen, ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass das Tragen eines Kopftuches für geschlechtsreife muslimische Frauen obligatorisch ist.

Moderne Exeget:innen gehen davon aus, dass die Regelung nur für eine bestimmte Zeit in der islamischen Tradition Anwendung fand.


Orientieren wir uns aber nach der herrschenden Meinung kommen weitere Fragen auf. Auf welcher Stufe stünde das Kopftuch, wenn wir den Islam als eine Pyramide verstehen würden?

Glaube an Gott, an den Propheten, an die Bücher, die Engel, das Gute empfehlen und das Schlechte verbieten, das tägliche Gebet verrichten, Fasten, Armensteuer bezahlen, nicht lügen, nicht lästern uvm.

Wenn wir all diese Pflichten in die Pyramide einsetzen würden, käme dabei raus, dass das Kopftuch, weiter unten steht.

Dazu kommt, dass in der 1400-jährigen islamischen Tradition, keine einzige Überlieferung existiert, die bestätigt, dass das Tragen des Kopftuchs zwangsweise durchgesetzt wurde.

Dies würde auch der Grundüberzeugung des islamischen Selbstverständnisses widersprechen. Denn nur wer aus eigener Überzeugung religiösen Pflichten nachkommt, handelt nach dem Willen Gottes. Alles andere ist nur Heuchelei und Scheinheiligkeit.


Daher kann mit Sicherheit behauptet werden, dass das, was die Taliban mit den Frauen in Afghanistan macht und die Iranische Vorgehensweise, unislamisch sind.

Es ist ein Machtmissbrauch der jeweiligen Regime.


Frauen vorzuschreiben wie und was sie zu tragen haben, ist nicht nur unislamisch, sondern auch unmenschlich.

Und an dem Punkt möchten wir hier in Deutschland ansetzen.

Überlassen wir es doch einfach den Frauen, ob und was sie tragen möchten.

Sind sie schließlich nicht reif genug, eigene Entscheidungen zu treffen?


Wir zeigen uns solidarisch mit den protestierenden Frauen im Iran und verurteilen jegliche gewaltsame Unterdrückung der Proteste!



„Die satanischen Verse“


14.08.22

Ein Kommentar zum abscheulichen Attentat gegen Salman Rushdie


Die verbale Offenbarung des Koran ermahnt die Gläubigen mit ganz klaren Worten: „O ihr, die ihr glaubt, folgt nicht den Fußstapfen des Satans. Wer den Fußstapfen des Satans folgt, der gebietet das Schändliche und Verwerfliche.“


Und dennoch ist einer, der sich (nach jetzigem Kenntnisstand) als Muslim ausgibt, den Fußstapfen des Satans gefolgt und beging eine schändliche und verwerfliche Tat gegen den Autor des Buches „die satanischen Verse“, Salman Rushdie.


Seit der Fatwa von Chomeini lebte Rushdie unter Polizeischutz und wurde erst dadurch der breiten Masse bekannt. So ist die Meinungsfreiheit zu seinem Lebensthema geworden. Es handelt sich um ein Menschenrecht, sagte der Autor auf der Frankfurter Buchmesse. Woraufhin der Iran die Buchmesse boykottierte.


Schon im März 1989 widersprachen alle Mitgliedsstaaten der Islamischen Konferenz der Fatwa. Nur der Iran hielt an seiner Position fest.


Man kann von Rushdies Buch halten was man will.

Man kann die Karikaturen über den Propheten doof finden.

Man kann die Zeichnungen des Charlie Hebdo Magazins als beleidigend einstufen. Viele empfinden es auch so.

Eins haben aber alle Vorfälle gemeinsam; erst durch die übertriebenen Proteste der Muslim:innen weltweit und wegen der Anschläge gegen besagte Menschen, erlangten die jeweiligen Werke oder Veröffentlichungen die Berühmtheit, die sie jetzt haben.

Somit haben die, teils unmenschlichen Reaktionen der Muslim:innen, genau das Gegenteil von dem erreicht, was eigentlich erreicht werden sollte: mehr Leser:innen, mehr Auflagen, mehr Aufrufe und Likes.


Und der Koran als Wegweiser für alle Muslim:innen, schreibt bereits vor ca. 1400 Jahren, wie ein:e Muslim:a mit solchen Vorfällen umzugehen hat: „Und wenn du diejenigen siehst, die auf unsere Zeichen (spottend) eingehen, dann wende dich von ihnen ab, bis sie auf ein anderes Gespräch eingehen. Und wenn dich der Satan vergessen läßt, dann sollst du, nachdem du dich wieder daran erinnert hast, nicht mit den Leuten zusammensitzen, die Unrecht tun.“


An alle Schwestern und Brüder im Islam: wenn euch eine Sendung nicht gefällt, dann schaltet auf eine andere um.

Wenn euch ein Karikatur nicht gefällt, dann schaut sie euch nicht an.

Wenn euch eine Meinung nicht gefällt, dann lest sie nicht.

Und vergesst bitte nicht, dass es auch Menschen gibt, die unsere Meinungen, Sendungen und auch unsere Religion abscheulich finden. Uns gefällt es auch nicht, wenn wir dann diskriminiert oder verfolgt werden.

Was du nicht willst, was man dir tu, das füge keinem anderen zu!


Falls ihr eurem Ärger aber Luft machen wollt, dann gibt es demokratische Mittel um das zu tun.

Noch besser: wenn du zeigen willst, dass du deinen Propheten liebst, dann kauf dir seine Biografie und lese sie. Lerne deinen Propheten besser kennen und überlasse Gottes Angelegenheiten Gott. Wir sind nicht Gottes Anwält:innen und schon gar nicht seine Henker:innen.


Auch wenn es eine extrem kleine Minderheit ist, die unter den Muslim:innen gewalttätig ist, reicht sie aus, um den gesamten Islam in den Dreck zu ziehen.

Lasst uns gemeinsam dagegen vorgehen und extremistischem Gedankengut keinen Platz in unseren Reihen bieten.


Wir verurteilen jegliche Art von Gewalt, ob religiös begründet oder nicht.

Salman Rushdie wünschen wir schnelle Genesung. Nach Medienberichten werde er wahrscheinlich ein Auge verlieren. Wir wünschen ihm, dass er mit beiden Augen das Licht der Welt erblicken kann.



Antisemitismus


08.07.2022

Der Vorfall in Herne hat uns noch einmal vor Augen geführt, dass Antisemitismus und Rassismus gesamtgesellschaftliche Probleme sind. Nicht alle sind rassistisch oder antisemitisch. Aber viele haben solche Vorurteile und Schubladen im Kopf. Bei einer banalen Auseinandersetzung kommen dann die tief sitzenden rassistischen Züge zum Vorschein.

Zum Antisemitismus kommt dann noch hinzu, dass viele Jugendliche religiöse oder kulturelle Analphabet:innen sind. Also hilft gegen Antisemitismus und jeglichen Rassismus mehr Aufklärung und Begegnungen. Schulen sollten Moschee-, Kirchen- und Synagogenbesuche anbieten. Denn der Mensch ist Feind dessen, was er nicht kennt.


Für Nicht-Betroffene scheint alltäglicher Rassismus und Antisemitismus nicht greifbar zu sein. Wenn ein jüdischer Mitbürger seine Kippa nicht in der Öffentlichkeit tragen kann, weil er Beleidigungen fürchten muss oder einer Muslima wegen ihres Kopftuches das Beschäftigungsverhältnis gekündigt wird, kann von den Opfern nicht verlangt werden, solche religiösen Symbole nicht außerhalb der eigene vier Wände zu tragen. Im Gegenteil: eine Demokratie und ein Land, welches sich den Werten der Menschenwürde, Meinungs- und Religionsfreiheit verschrieben hat, lässt sich daran messen, wie gut es seine Minderheiten beschützt.

Wenn gesagt wird, dass Jüd:innen ein Teil unserer Gesellschaft sind, dann sind sie, nach jüdischem Selbstverständnis, mit ihrer Kippa und allem, was ein jüdisches Leben ausmacht, ein Teil unserer Gesellschaft.


Die ständige Relativierung rassistischer und antisemitischer Vorfälle, ermutigt die Täter:innen und verhöhnt die Opfer.


Wir, die islamische Gemeinde verurteilen jegliche Art von Antisemitismus und Rassismus. Ohne in dem aktuellen Nachbarschaftsstreit Partei zu ergreifen, da es noch gerichtlich geklärt werden muss, möchten wir unseren jüdischen Geschwistern deutlich unsere Unterstützung zusagen.

Herne ist bunt. Herne ist vielfältig. Da gehört auch das offen gelebte jüdische Leben dazu.


Wir ermutigen Pascal und alle anderen jüdischen Mitbürger:innen dazu, ihre Religion offen auszuleben.

Ihr seid nicht allein!



Oslo


26.06.2022

In der Nacht zum Samstag wurden in der Innenstadt von Oslo zwei Menschen durch Schüsse getötet und 21 weitere Menschen verletzt, zwei von ihnen schwer. Die Schüsse fielen unter anderem vor einem bekannten LGBTQ+- Community Treffpunkt.

Der als Islamist und Drogenbesitzer polizeilich bekannte Täter handelte wahrscheinlich aus Hass gegen anders liebende Menschen.

Diese abscheuliche Tat zeigt uns noch einmal, welche tödlichen Auswirkungen Hass und Hetze gegen anderslebende-, liebende, -glaubende oder nicht glaubende Menschen haben.

Niemand muss die Lebensform der LGBTQ+-Community teilen oder mit dem eigenen Weltbild in Einklang bringen. In einer bunten und vielfältigen Gesellschaft darf und soll auch sachlich über alles diskutiert werden. Aber Menschen zu Feinden zu erklären und Hass und Hetze zu verbreiten ist weder menschlich noch muslimisch.

Gerade Muslim:innen müssen mehr Empathie für Menschen entwickeln, die von der „Norm“ abweichen und von der Mehrheitsgesellschaft als „anders“ gelesen werden. Denn Muslim:innen werden selbst als „anders“ gelesen und als nicht dazugehörig gesehen. Sie müssen besser wissen, was Ausgrenzung und Anfeindungen bedeuten. Deswegen ist es noch schmerzhafter, homophobe Einstellungen in der eigenen Community zu sehen.

Islam- und Muslimfeindlichkeit, Homosexuellen- und Trans*feindlichkeit, Rassismus und Extremismus werden überall sichtbar. Betroffene leben in Angst.

Muss das sein? Nein. Aber nur gemeinsam, mit mehr Begegnungen und Aufklärungsarbeit, können wir der Welle des Hasses entgegentreten.

Unser letztes Friedensgebet wurde parallel zum CSD in Herne in der Kreuzkirche abgehalten.

Bei der Ankündigung des Friedensgebetes über Social Media, haben wir unzählige Hass-Kommentare erhalten. Und das nicht nur von Muslim:innen.

Lass uns, egal welche Meinung wir vertreten, gegen jeglichen Hass vorgehen.


Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Den Verletzten wünschen wir schnelle Genesung und viel Kraft.

Ihre islamische Gemeinde Röhlinghausen




Transmädchen


30.04.2022

Ein 15-jähriges Transmädchen soll von drei Kindern auf einem Herner Friedhof fast umgebracht worden sein. Nach Erklärung der Polizei soll auch Transfeindlichkeit dabei eine Rolle gespielt haben.

Diese schreckliche und abscheuliche Tat zeigt uns noch einmal, dass Vorurteile, Hass auf das Anderssein und Abneigung gegenüber anders gelesenen Menschen, ein großes Problem darstellen.

Die Täter, so die Berichterstattung, sollen noch Kinder gewesen sein. Ein Rechtfertigung für die Tat ist es aber nicht und dieser Hass kommt keineswegs nur im Kinderzimmer vor.

Kürzlich hat eine AfD-Politikerin im Bundestag für Empörung gesorgt. Sie hatte behauptet, die Grünen-Abgeordnete und Transfrau Ganserer sei „biologisch und juristisch ein Mann“ und sprach so der Betroffenen ihr Selbstbestimmungsrecht ab.


Eigentlich müssten Muslim:innen mehr Empathie mit den betroffenen Minderheiten in der Gesellschaft zeigen. Denn sie selbst werden anders gelesen, als nicht zugehörig definiert.


Mit der Transsexualität, also aus geschlechtlicher Sicht im „falschen“ Körper geboren zu sein, hatten Muslim:innen traditionell keine Probleme. In der islamischen Rechtsfindung gibt es seit Jahrhunderten eine positive Wahrnehmung. Viele Muslim:innen würden Transsexualität als „von Gott gewollt“ akzeptieren. Es gibt sogar eine Terminologie dafür: „Muhannasun und Hunsa“, so die Religionswissenschaftlerin Leyla Jagiella.

Es wird überliefert, dass es zur Zeit des Propheten Muhammed Menschen in der Umma gab, die als „Hunsa“ bezeichnet wurden. Hunsa waren Menschen, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde, die sich aber eher als weiblich identifiziert haben. Die Überlieferungen zeigen eine ambivalente Position der früheren islamischen Tradition. Allein diese Ambivalenz zeigt uns, dass es auch religiösen Spielraum für eine menschenachtende Auslegung der Schriften gibt.


Wie sieht es aktuell in den muslimischen Communitys aus? Die Wahrnehmung der betroffenen Personen bescheinigen uns keine gute Bilanz. Ein Pfarrer, der in der Türkei eine Gemeinde leitet, hat mal gesagt: „Ich möchte nicht gesetzlich verankerte Rechte haben. Ich möchte in euren Herzen meinen Platz haben.“ Ja, rechtlich sind wir in Deutschland sehr weit. Konnten wir aber Menschen die anders sind, sei es Trans, jüdisch, muslimisch, Migrant:in, kopftuchtragend oder leicht bekleidet, den ersehnten Platz in unseren Herzen anbieten? Wenn nicht, warum? Was ist zu tun? Mehr Aufklärungsarbeit, mehr Berührungsmöglichkeiten. Sich näher kennen und lieben lernen.

Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten und laden Interessierte zu unserer Veranstaltung am 29.05.22 „Minderheiten im Gespräch“ ein.


Jess will sich nicht einschüchtern lassen und wird weiterkämpfen: „Ich möchte gerne vom Jungen zum Mädchen werden. Und die Menschen draußen sollen das verstehen.“, sagt die 15-Jährige. Ihr Traum: einfach zu leben, wie sie es sich vorstellt. Als ganz normales Mädchen, so die Berichterstattungen.


Wir wünschen dir, liebe Jess, gute Besserung. Bleib standhaft in deiner Entscheidung. Weiterhin wünschen wir dir viel Erfolg und Anerkennung, für das, wie du dich fühlst und wie du leben möchtest.




St. Marien Hospital - zum Lachen oder Weinen


Unsere Alt-Bundeskanzlerin Frau Merkel hatte es bereits gesagt: „Der Islam gehört zu Deutschland“ und unsere neue Innenministerin hat es noch einmal aktualisiert „Der Islam gehört natürlich zu Deutschland“. Als ich die Aussage von Frau Nancy Faser gehört hatte, unterhielt ich mich mit meiner Familie: „Jetzt sind Muslime am Zug und müssen diese Realität, Islam gehöre zu Deutschland, mit mehr Engagement, untermauern“.

Dann lese ich die Nachricht von einer Praktikantin, die wegen ihres Kopftuches aus einem kirchlichen Krankenhaus rausgeschmissen wurde.


Inwieweit das Kopftuch zum Islam gehört, sollen die Frauen selbst entscheiden. Dass möchten wir erst gar nicht diskutieren. Frauen die das Kopftuch freiwillig und selbstbestimmt angelegt haben, dürfen nicht diskriminiert werden. Dass ist unser Standpunkt in der ewigen Diskussion ums Kopftuch.


Minderheiten in Deutschland haben es nicht leicht. Wir alle sind gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus. Möchten aber gleichzeitig, dass das jüdische oder muslimische Leben nicht sichtbar wird. Kürzlich wurde ein Beamtengesetz verabschiedet, dass die muslimischen und jüdischen Symbole auf eine Stufe mit Nazi Symbolen stellen. Das Gesetz verbietet Kippa und Kopftuch zu tragen, wenn daraus ein „Gefahr“ erwächst.


Das Ritual des jüdischen und muslimische Lebens, nämlich die männliche Beschneidung, sollte als Körperverletzung unter Strafe gestellt werden.


Der Gesetzgeber hat das Schächten so erschwert, dass es fast unmöglich ist, es durchzuführen.


Die Mehrheitsgesellschaft hat nichts gegen Juden und Muslime, aber, so verstehe ich das, sollen sie unbemerkt und unsichtbar sein. Nicht die christlich-abendländischen Blicke stören.


Ein pauschales Kopftuchverbot für Lehrkräfte in öffentlichen Schulen ist mit der Verfassung nicht vereinbar, hat kürzlich das Bundesverfassungsgericht geurteilt. Ja die Kirchen haben das Selbstbestimmungsrecht. Ja die Kirchen haben Hausrecht und können selbst entscheiden mit wem und wie sie arbeiten. Dann sollen sie es auch offen sagen und sich nicht hinter absurden Ausreden verstecken. Ich zitiere: „Unvoreingenommenheit und Zuwendung sind im Kontakt mit den Patienten für uns wichtig. Entsprechend erwarten wir von unseren Mitarbeitern ein neutrales Erscheinungsbild am Arbeitsplatz, an dem die Behandlung der Patienten im Fokus steht“ Als ich das gelesen habe, musste ich erst lachen. Eine katholische Einrichtung, deren Name St. Marien heißt, überall sichtbar (und das ist gut so) das Kreuz aufgehängt, verlangt von seinen Mitarbeitern, neutrale Erscheinung!

Dann verging mir aber das Lachen. Denn die Sache ist ernst. Unvoreingenommenheit und Zuwendung stand am Anfang. Bedeutet das, dass eine Muslima, die Kopftuch trägt, nicht unvoreingenommen sein kann?


Ist das euer Ernst? Sie stellen praktizierende Muslima unter Generalverdacht. Ihr seid die Kirche. Nicht eine atheistische Einrichtung. Religion steht bei euch wortwörtlich in eurem Namen. Seht ihr nicht, dass dieser Weg, den ihr eingeschlagen habt, auch die christlichen

Symbole aus unserer Gesellschaft wegradiert? Wenn eine Organisation oder Behörde das eine verbietet, muss sie künftig auch das andere untersagen. Im Namen der Nichtdiskriminierung fallen also Kreuz und Kippa mit dem Kopftuch gleichermaßen weg.

Verlangt ihr auch von euren Ordensschwestern oder dem Herrn Pfarrer „in Zivil“ zu erscheinen? Nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in allen kirchlichen Einrichtungen? Erst dann werdet ihr glaubwürdig.


Dass alle Herner Kliniken Kopftücher beim Personal ablehnen, ist nicht neu. Sowohl die katholische St. Elisabeth-Gruppe, zu der das St. Marien Hospital gehört, als auch die Evangelische Krankenhausgesellschaft haben das festgelegt. So berichten die Medien. Wer jetzt sagt: „Der Islam hat keinen Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet“, der liegt falsch. Denn das Kopftuch eint die zwei christlichen Konfessionen und bringt sie zusammen in der Einigkeit beim Kopftuchverbot. Herzlichen Glückwunsch!



Internationaler Frauentag


NICHT NUR EIN TAG

„Wahrlich, alle Männer und Frauen, die sich Gott ergeben und alle wahrhaft gläubigen Männer und alle wahrhaft gläubigen Frauen, und alle hingebungsvoll gehorsamen Männer und alle hingebungsvoll gehorsamen Frauen, für sie (alle) hat Gott Vergebung bereitet und einen unermesslichen Lohn.“ (Koran)

Und tötet eure Kinder nicht aus Furcht vor Armut; Wir sorgen für sie und für euch. Wahrlich, sie zu töten ist ein großes Vergehen. (17:31)

„Das Paradies liegt unter den Füßen der Mutter“

„Der Beste unter euch ist derjenige, der seine Frauen am besten behandelt.“

Allahs Gesandter hat gesagt: „… und wer drei Töchter aufgezogen hat oder ihresgleichen von (seinen) Schwestern und ihnen gute Erziehung (Bildung) gegeben hat, sie mit Güte behandelt hat, bis sich Allah ihrer annimmt, für den hat Allah das Paradies bestimmt.“ Ein Mann fragte: Allahs Gesandter, und bei zweien?“ Er antwortet: „Und (auch) bei zweien“, so dass (der Mann) sagte: „Und bei einer?“ Er antwortete: „Und auch bei einer.

Das sind einige Verse und Prophetenüberlieferungen, die in einer Zeit offenbart wurden, wo die Frau in vielen Zivilisationen und Gesellschaften nicht einmal als Mensch betrachtet, sondern wie eine Ware verkauft wurde.

Der Koran und der Prophet Muhammed, wie der amerikanischen Historiker Pierre Crabitès (gest. 1943) richtig festgestellt hat „wahrscheinlich der größte Verfechter der Frauenrechte war, den die Welt je gesehen hat“. „Als Ehepartner war er charmant und liebevoll, ein Gentleman sozusagen, der die Liebe zu seiner Gattin in der Öffentlichkeit nicht verbarg.“ (S. 101) Er half im Haushalt und ging mit aller Härte gegen frauenfeindliches Verhalten in seiner Gesellschaft vor. Ungerechtigkeit gegen Frauen und Diskriminierung sollten beseitigt und auf Gerechtigkeit hingewirkt werden. „Sein liebevolles Vorgehen und sein Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen der Frauen bewogen viele Männer dazu, ihr grobes Verhalten zu überdenken und zu ändern.“ (S. 101)

Er hat die Frau von der Ware zum Menschen, vom Erbgut zur Erbin, von der Hausfrau zur politischen, wirtschaftlichen und militärischen Partnerin gemacht. Den Weg zum Paradies hat er für den Mann über die Frau ermöglicht.

Der Koran hat bereits vor mehr als 1440 Jahren angefangen zu Gendern.

Was ist es bei den angeblich muslimischen Männern, von dem was der Prophet angekündigt hat, übriggeblieben?

Leider nicht viel. Widersprüchlich ist, dass die Achtung vor der Mutter bei muslimischen Männern nach wie vor eine große Rolle spielt, während es mit der Achtung vor der Ehefrau meistens anders aussieht.

Vergangenes Jahr wurden in der Türkei 300 Frauen von Mördern umgebracht - so viel ist offiziell bekannt. Offenbar ist die Dunkelziffer aber viel höher. Dazu möchte ich den Imam Benjamin Idriz zitieren

„So wichtig es ist, dass wir sehen und anerkennen, wie der Koran und der Prophet die Lage der Frauen verbesserten, so wenig dürfen wir zulassen, dass mit dieser Einsicht eine andere Realität verdrängt oder verharmlost wird: Die Tatsache, dass die Muslime nach dem Tod des Propheten die Reformen des Korans und des Propheten nicht fortsetzten. Durch die Geschichte räumten muslimische Rechtsgelehrte und Koranexegeten, sicher auch unreflektiert, Männern den Vorrang und die Privilegien gegenüber Frauen ein. So ist in der Literatur, im Diskurs und im Denken und Tun einiger Muslime Frauenfeindlichkeit bis heute erschreckend präsent und es wird ungeheuer viel Einsatz, Mut und langwierige Arbeit erforderlich sein, um das muslimische Unterbewusstsein davon zu befreien.“

Die Stellung der Frau auf der Welt, obwohl wir in Europa viel erreicht haben, ist alles anderes zufriedenstellend. Und das ist keinesfalls ein islamisches Problem. Es ist ein Problem der Männerdominanz.

Frauen werden weiterhin, ermordet. Frauen werden weiterhin diskriminiert. Frauen werden weiterhin sexuell ausgebeutet. Frauen werden weiterhin unterbezahlt.

In Indien sterben jedes Jahr zwei Millionen Mädchen. „Weibliche Föten werden gezielt abgetrieben, Mädchen als Babys getötet oder so schlecht versorgt, dass sie nicht überleben“, sagt Shubha Murthi, Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Asien.

Fabian Goldman, Islamwissenschaftler schrieb“ Dem Kinderhilfswerk zufolge wurden 2009 weltweit rund 220 Millionen Kinder zu sexuellen Dienstleistungen gezwungen. Im momentan beliebtesten Reiseziel westlicher Sexmigranten – Kambodscha – ist jedes dritte Opfer ein Kind. In Bangladesch liegt das Durchschnittsalter der Prostituierten laut UNICEF bei 13 Jahren. Die Täter wiederum: meist weiß, westlich und männlich.

Wer in deutschen Medien etwas über die Opfer deutscher Sexmigranten erfahren will, braucht viel Geduld. Die Anzahl an Talkshows und Titelseiten großer Tageszeitungen, die sich in den letzten Jahren mit dem massenhaften deutschen Missbrauch befassten: null.“

Warum diskutieren wir nicht über die sexuelle Ausbeutung der Frauen in der Gesellschaft. Vielen Feministinnen (wie bei Alice Schweizer) und abendländische Ritter (der berühmte alte weiße Mann) sehen sich dazu verpflichtet, fast ausschließlich, die Kopftuchtragende Frauen zu retten. Dabei ist die Frau mit Migrationshintergrund und Kopftuchtragend, das Opfer. Sie wird dreifach als Frau, Migrantin und Kopftuchtragende, ausgegrenzt.

Somit konnten die Forschenden nachweisen, dass Frauen, die aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen, in Deutschland systematisch diskriminiert werden.

Vor allem Frauen mit Kopftuch sind betroffen. Eine Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) fand heraus: Kopftuch tragende Musliminnen mit türkischem Namen müssen sich viermal so oft bewerben, wie gleichqualifizierte Bewerberinnen ohne Kopftuch und mit deutschem Namen, um zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.

In der Öffentlichkeit scheint das Thema jedoch noch nicht wirklich angekommen zu sein: Ist von Kopftüchern die Rede, werden diese meistens als Beleg für angebliche Rückständigkeit angeführt. Der Jahresbericht des Bundesinnenministeriums "Politisch motivierte Kriminalität" zählt für 2020 über tausend islamfeindliche Straftaten – eine große Zahl davon dürfte sich gegen Kopftuchträgerinnen richten.

Und wir wissen wovon wir sprechen. Es wird schwierig sein ein Kopftuchtragende Frau zu finden die nicht irgendeinmal, wegen seiner religiösen Überzeugung verbal oder körperlich angegriffen oder bespuckt wurde.

Wer Gleichberechtigung für Frauen fordert, wer Frauen die gleiche Rechte zuspricht, wer das Selbstbestimmungsrecht der Frauen hochhält, muss gleichermaßen gegen Gewalt an Frauen, ob religiös begründet oder nicht, sexuelle Ausbeutung, Ungleichbehandlung in Lohnauszahlung,

Diskriminierung der Frauen mit oder ohne Kopftuch, Ehrenmorde, Beziehungsmorde, Genitalverstümmelung sein.

Alles andere ist nur Heuchelei.



Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus


27. Januar 2023

Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit. Was sie dort entdeckten, war der Tiefpunkt des menschlichen Handelns. „Auschwitz steht wie kein anderer Ort für die Shoah und damit für die Ermordung der Juden sowie der Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten“, erinnerte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster im Jahr 2020.


Noch nie sank die Menschheit so tief in den Abgrund.

Noch nie erlebte die Menschheit die Industrialisierung des Vernichtens.


Mehr als eine Million Menschen wurden allein in Auschwitz zwischen März 1942 und November 1944 mit einem beispiellosen Vernichtungswillen ermordet.

Dieser Tiefpunkt kam allerdings nicht ohne Vorwarnung.


Es fing nicht mit den Gaskammern an. Es fing an mit einer Politik, die von „WIR gegen DIE“ sprach. Es fing an mit Intoleranz und Hassreden. Es fing an mit der Aberkennung von Grundrechten. Es fing an mit brennenden Häusern. Es fing an mit Menschen, die einfach wegschauten.


Wer heute mit falsch verstandener Solidarität muslimisch gefärbten Antisemitismus verharmlost, der handelt nicht menschlich und hat nichts aus der Geschichte gelernt.

Wer angeblich Israel kritisiert und dabei hier meine jüdischen Geschwister beleidigt oder Synagogen angreift, handelt unmenschlich.

Wer sich angeblich mit unseren jüdischen Geschwistern solidarisiert, aber gegen Muslim:innen hetzt, handelt rassistisch.

Wer angeblich das Leid der Millionen Vertriebenen und Verfolgten während des Nationalsozialismus versteht, aber sich gleichzeitig gegen Flüchtlinge positioniert, handelt heuchlerisch.

Wer die Ermordung der Jüd:innen sowie der Sinti:zze und Rom:nja durch die Nationalsozialisten angeblich verurteilt, aber weiterhin „Zigeunerschnitzel“ und „Negerküsse“ essen möchte und von der angeblichen Gefahr der „Umvolkung“ und „Überfremdung“ spricht und vor dem immer enger werdenden „Lebensraum“ bedingt durch Flüchtlinge warnt, der handelt nicht nur „völkisch“, sondern rassistisch.


Das was mir trotzdem am meisten Angst macht, ist das „wegschauen“. Wir schauen mit unterschiedlichen Beweggründen sehr häufig weg. Immer haben wir gute Gründe, um wegzuschauen. Und das hat fatale Folgen. Denn wer wegschaut oder schweigt, verharmlost das Geschehene und macht den Weg frei für neue Katastrophen, für neue Abgründe.


Ich möchte meinen Beitrag mit einem Zitat von Max Mannheimer beenden: „Ihr seid nicht für das verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“


Dass sich Auschwitz nicht wiederholt, verhindern wir am besten, wenn wir aufhören wegzuschauen.

Ich lade alle demokratischen Akteur:innen dazu ein, gegen jegliche Form von Antisemitismus und Rassismus zu handeln und genau hinzuschauen.




Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus 2022


23.Januar 2022

Oh Gott! Dieser Ort des unbeschreiblichen menschlichen Leids ist ein furchterregendes Symbol für die Verachtung, Ausgrenzung, Vertreibung und Vernichtung von Millionen Menschen jüdischen Glaubens. So viel Leid und Schmerz mussten die Menschen erleben, nur weil sie nicht zu der Mehrheitsgesellschaft gehört haben. Oh Gott! Lass in unsere Gesellschaft und überall auf der Welt, wo heute noch Verfolgung und Diskriminierung herrscht, Friede und Versöhnung walten.

Oh Gott! Mit Besorgnis nehmen wir wahr, wie mancher Muslim: innen in den sozialen Medien Hass und Hetze gegen Jüd:innen verbreiten. Oh Gott! Nimm diesen Groll aus unseren Herzen und lass uns einander lieben, wie du es gebietest.

Mit Besorgnis nehmen wir wahr, wie manche Spaziergänger: innen den Holocaust relativieren, indem sie einen „Judenstern“ tragen. Oh Gott! Wir beten auch für die, die den Weg der Liebe und des Verstandes verlassen haben und in die Irre gelaufen sind. Bereite der Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus ein Ende.

Erinnern bedeutet mitfühlen. Ich möchte es mit den Worten eines Teilnehmenden bei der Besichtigung des Jüdischen Museums in Berlin ausdrücken: „Das unendliche Leid der jüdischen Bevölkerung hat mich sehr mitgenommen. Erst jetzt konnte ich, wenn überhaupt, das Ausmaß der Judenverfolgung verstehen und mich mit der jüdischen Bevölkerung emanzipieren. Mir ist Antisemitismus nicht mehr egal.“

Oh Gott! Lass uns mitfühlen, mitdenken und mithandeln.

Oh Gott! Erinnern bedeutet Position zu beziehen und nicht wegzuschauen. Du sagst im Koran: „Helft einander zur Frömmigkeit und Gottesfurcht, und helft einander nicht zur Sünde und Übertretung. Und neigt nicht denjenigen zu, die Unrecht begingen.“

Lass uns alle gegen Rassismus, Extremismus, Antisemitismus und Unterdrückung sein. Bewahre uns gegen das Unrecht des Wegschauens und nicht Handelns. Lass uns Gesicht zeigen, den Anfängen währen und nicht zu schweigen.



Das Ende einer westlichen Illusion


In den vergangenen zehn Jahren kamen mehr als 600.000 Menschen ums Leben, darunter schätzungsweise 55.000 Kinder. Bis zu zwölf Millionen Menschen verloren ihre Heimat, wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land oder suchten Schutz in den Nachbarstaaten.

Bis zum Waffenstillstand am 12. August wurden insgesamt etwa 850 Menschen getötet sowie zwischen 2500 und 3000 Menschen verwundet.

Die Konflikte bisher kosteten 160.000 Menschenleben.

Nein, das sind nicht die Zahlen, die den heutigen Angriff auf die Ukraine beziffern. Bei allen fünf Kriegen (von Tschetschenien, Bosnien über Georgien und Syrien bis zur Krim) war Russland entweder Hauptakteur oder mächtiger Verbündeter des Aggressors.

Sehr lange guckten man weg. Viel zu lange wurde Putin nur zugeschaut. Viel zu lange ließ man ihn agieren. Viel zu lange hoffte man, dass sich Putin kaufen lässt. In unserem Land wurden und werden auch weiterhin Politiker mit Ehrentiteln wie „Putins Freund“ ausgezeichnet. Der Kreml fördert rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien im Europa-Parlament, um die Einheit der Europäischen Union zu zerstören.

Wenn wir die aktuellen Sanktionen lesen, denken wir an den Krieg in Syrien oder an die Annexion der Krim. Warum zogen wir nicht schon damals unsere Grenzen? Weil wir wirtschaftliche Interessen haben. Und das ist unser westliches Problem.

Wie müssen uns entscheiden, wie ehrlich es wir mit unseren gern präsentierten Werten eigentlich meinen. Wozu sind wir bereit? Wie weit können wir gehen? Sind wir als Staat und als Volk bereit, wirtschaftliche Einbußen hinzunehmen, um unsere Werte zu verteidigen? Können wir raus aus unserer Wohlfühlzone? Lohnt es sich um unserer Werte Willen, an Wintertagen ohne russisches Gas auszukommen? Die Antwort bis heute war: „Nein!“.

Russland ist eine starke Wirtschaftspartei. Mit bisschen medienwirksamen Protesten und Erklärungen glaubten wir unsere Werte und die Wirtschaft gleichermaßen geschützt zu haben. Das machen wir mit anderen Autokraten und Menschenrechtsverletzern noch immer.

Wohin die Reise totalitärer Systeme geht, zeigt uns Xi Jinping in China auf. Millionen von Uigur:innen werden gefoltert und umerzogen. Was machen wir? Aus Protest nehmen wir nicht an den olympischen Spielen teil. So hoffen wir Gutes getan zu haben und trotzdem Geld verdienen zu können. Interessiert es Russland, China oder Saudi-Arabien überhaupt? Nein!

Leider durchziehen ständige Doppelstandards unsere Menschlichkeit sowie unser Handeln. Damit müssen wir aufhören. Wir müssen aufhören, Diktatoren wirtschaftlich zu unterstützen. Wir müssen aufhören, Flüchtlinge in gut oder schlecht aufzuteilen.

Wir freuen uns, dass wir zumindest jetzt bei den ukrainischen Kriegsflüchtlingen als Gesellschaft Anstand beweisen und Menschen so behandeln, wie es nötig ist. Nämlich menschlich.

Wahrscheinlich werden wir Putin mit Wirtschaftssanktionen nicht mehr ernsthaft bedrücken können, dafür ist es zu spät.

Wofür noch nicht zu spät ist, ist etwas dazu zu lernen.

Machthabende wie Putin sollte man nicht vor sich hin gedeihen lassen. Nicht warten bis er unverrückbar seine Position festigt. Nicht warten bis die Katastrophe vor unserer Haustür ist.

Unser Mitgefühl gilt der Ukraine und seiner Bevölkerung. Jetzt ist es an der Zeit, für die Menschen da zu sein.

Als Mensch und Muslim:in sehen wir uns dem friedlichen Leben verpflichtet. Als Mensch und Muslim:in können und werden wir nicht Kriegstreibende unterstützen. Zuneigung, geschweige denn Verständnis, darf gegenüber Putin und Co. nicht erbracht werden.

Mit Gebeten und aktiver Hilfe gegen Putin und seine Gefolgschaft!

Wir rufen alle Menschen dazu auf, Gesicht zu zeigen, aufzustehen und Hilfe für die ukrainische Bevölkerung zu leisten.

Wir beenden unsere Stellungnahme mit einem göttlichen Aufruf aus dem Koran: „Und neigt nicht zu denjenigen zu, die Unrecht begingen, sonst wird euch das Feuer treffen.“



Hassmeldungen


Was ist aus uns Menschen geworden?

Die Bereitschaft der Gesellschaft ukrainischen Flüchtlingen und Kriegsopfern zu helfen ist unbeschreiblich. Sogar Polen und Ungarn, die vehement gegen Flüchtlinge waren, zeigen sich solidarisch mit den neuen Ankömmlingen. Das berühmte „Boot“, welches angeblich voll war, hat plötzlich doch noch Platz. Noch vor ein paar Monaten saßen Tausende Flüchtlinge in einer Falle auf polnischem Gebiet und kämpften manchmal wochenlang ums Überleben. Polens Regierung verwehrte sogar Helfer:innen den Zutritt. Menschen erfroren oder ertrunken. Nicht anders sah und sieht die Lage in französischen Calais aus. Die französische Regierung hat das Camp geräumt und geschlossen. Die 1000 Flüchtlinge werden von hier nach da gejagt und unsichtbar gemacht. Regelmäßige Erniedrigungen durch französische Beamt:innen stehen an der Tagesordnung.


Dieser Doppelstandard, der mit unserem obersten und unverrückbaren Verfassungsprinzip, dass die Menschenwürde unantastbar ist, diametral entgegensteht, wird von den Opfern, deren Angehörigen und die sich mit dieser Gruppe solidarisch Zeigenden, nicht übersehen. Frust, Unverständnis und Ablehnung sind die Folgen.


Wer diese Tatsache mit billigen Argumenten wie „Ja, aus der Ukraine kommen nur Frauen und Kinder, damals aus Syrien kamen überwiegend Männer.“ relativieren möchte, ignoriert die Tatsache, dass in Syrien nicht ein ausländischer Aggressor das Land angegriffen hat. Der eigene Präsident und die eigene Armee bekriegt das eigene Volk. Dagegen entstanden unzählige extremistische Gruppierungen, sogenannt Warlords. Alle wollten nur eins: mehr Macht und mehr Boden. Junge Männer wurden zwangsrekrutiert und gegen andere Gruppen aufs Feld geschickt. Dort bekämpften sie wahrscheinlich ihre eigenen Verwandten.


Allerdings muss festgehalten werden, dass sich Teile der Gesellschaft (nicht nur Muslim:innen oder Migrant:innen), auch im Jahr 2015 mit den syrischen Flüchtlingen stark solidarisierten. Zum Unwort des Jahres 2015 wurde nicht umsonst „Gutmensch“ gewählt.


Als „Gutmenschen“ wurden insbesondere diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagierten oder diejenigen, die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellten.


Jetzt sind wir im Jahr 2022. Eine neue Fluchtbewegung Richtung Europa ist entstanden. Statt sich mit Menschen aus der Ukraine zu solidarisieren und Hilfe zu leisten, kritisieren uns einige. Fragen wie „Habt ihr auch Afganistan oder Syrien geholfen, Unterkunft angeboten, Sach- oder Geldspenden gesammelt?“ werden in den Raum geworfen, und das ebenfalls nicht nur von Menschen mit muslimischem Glauben oder Migrationshintergrund. Auch wurde gefragt, ob unser Engagement eventuell von ausländischen politischen Machthabern gesteuert würde.


Auf solche, an Dummheit grenzende Vorstellungen, sollten wir eigentlich nicht eingehen. Aber wir tun es trotzdem, um unseren Standpunkt für ein und alle Male klarzustellen.

Ja, wir haben alles, was wir jetzt für die ukrainischen Geflüchteten tun, auch damals für andere Flüchtende getan.

Ja, wir erkennen auch hier, dass unter den Geflüchteten zwischen „unseren Leuten“ und „anderen Leuten“ unterschieden wird.

Ja, diese Doppelstandards kritisieren wir noch immer.

Aber wir lassen nicht zu, dass die eine Opfergruppe gegen die andere ausgespielt wird.

Und nein, wir werden weder von inländischen noch von ausländischen Politiker:innen gesteuert.

Und ja, wir werden weiterhin, soweit es uns unsere Kraft erlaubt, ukrainischen Flüchtlingen helfen, Geld- und Sachspenden sammeln, Wohnungen suchen, Unterkunft anbieten, sie versorgen und gemeinsam Ausflüge und Deutschkurse organisieren.


Warum wir das machen?

Aus Überzeugung.

Wir sind vom Mensch-Sein überzeugt. Wir sind davon überzeugt, dass Menschenwürde (die Betonung liegt auf MENSCHEN) unser Maßstab ist und wir sind davon überzeugt, dass wir als Menschen und Muslim:in dazu verpflichtet sind, allen Opfern, Unterdrückten, Geflohenen und Fremden, egal welcher Herkunft, zu helfen. So Gott will. In der biblischen Tradition heißt es Nächstenliebe.

Wer das versteht, kann mit anpacken, wer es nicht verstehen will, wird nicht gezwungen.

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